Was war ...

 

im Sommer 1928

 

 

Die Grundlage für diesen Bericht bieten
die Ratsprotokolle der Gemeinde Bindersbach von 1835 - 1930 sowie
ein Vermerk vom 16. Oktober 1928 im "Schultagebuch für die Katholische Volkshaupt- und Volksfortbildungsschule" von Lehrer Joseph Lorenz

 

"Mit dem Bau des Ludwigshafener Erholungsheimes (Kurhaus Trifels/Landhaus Trifels) und dessen Einweihung im Juli 1911 war es mit der Ruhe in Bindersbach vorbei. Zu jener Zeit führte die holprige Dorfstraße zwischen den eng stehenden Häusern der heutigen Anebosstraße zum Blondelplatz, mündete dort in einer Spitzkurve ins „Hirtenhaus“ und bog scharf rechts ab in die Rehbergstraße. Ein Feldweg, stellenweise sogar nur ein knapp 1,80 Meter breiter Hohlweg, führte über Wiesen und Äcker unterhalb des Anwesens Neudeck zum Beamten-Erholungsheim in der Gemarkung Annweiler.

 

 

Die Verkehrssituation in Bindersbach war 1920 infolge des wachsenden Autoverkehrs „lebensgefährlich“ geworden (gemäß Bericht Lehrer Lorenz) und so beschloss der Ortsbeirat eine Bürgerversammlung einzuberufen. Um die Fahrt durchs Dorf zu vermeiden, sollte direkt am Ortseingang (heute: Ecke Anebos-/Kurhausstraße) ein abzweigender Verbindungsweg quer durch das Tal gebaut werden. Hierzu war die Einwilligung der betroffenen Grundstückseigentümer notwendig, da ein Teil ihres Geländes benutzt werden sollte.

Jahrelang zogen sich Verhandlungen mit der Stadt Ludwigshafen hin. Dort hatte man ebenso wenig Interesse an einem Wegebau wie Annweiler, und die Ortsgemeinde Bindersbach selbst besaß nicht die nötigen Mittel um das Projekt zu finanzieren.

Im August 1926 spitzte sich die Lage dramatisch zu. Gemeinderat S. führte Klage wegen der rücksichtslosen Autofahrer und des starken Autoverkehrs auf der Ortsstraße. Er forderte deren Sperrung von der Wirtschaft Jakob Cuntz („Zum Rehberg“) bis zum Haus Michael Neudeck (heute Familie Serr). Weitere Verhandlungen mit Ludwigshafen blieben erfolglos und so erging am 29. Juli 1927 vom Ortsbeirat Bindersbach einstimmig die ortspolizeiliche Vorschrift:

"Der vom Dorf Bindersbach zu dem in der Gemarkung Annweiler liegenden Ludwigshafener Erholungsheim führende Feldweg wird für sämtliche Kraftfahrzeuge gesperrt. Die Sperre ist mit vorschriftsmässigem Schild, das an der Abzweigung dieses Feldweges von der Dorfstrasse gegenüber der Wirtschaft Cuntz anzubringen ist, kenntlich zu machen."

Diese Anordnung wurde vom Bezirksamt in Bergzabern jedoch nicht gebilligt und musste bereits Anfang November des gleichen Jahres wieder - mit Rücksicht auf die schwere wirtschaftliche Schädigung des Erholungsheimes und somit auch indirekt der Schädigung der Gemeinde Bindersbach selbst - aufgehoben werden. Der Gemeinderat Bindersbach bat aber die Stadtverwaltung Ludwigshafen die neue Wegeanlage verwirklichen zu wollen, damit

"... die Unannehmlichkeiten, die der Bevölkerung von Bindersbach durch rücksichtslose Autofahrer bereitet werden, vermieden werden. Bei der ausserordentlich schlechten Beschaffenheit des derzeitigen Weges können leicht Unglücksfälle entstehen. Es fahren nämlich nicht alle so vorsichtig, wie die Chauffeure der Herren Bürgermeister von Ludwigshafen."

 

 

Ferner wurde vom Ortsbeirat darum gebeten am Dorfeingang und beim Erholungsheim ein Schild anzubringen, mit der Aufschrift

"Autofahrer werden gebeten, das Dorf langsam und vorsichtig zu passieren."

Die Hartnäckigkeit des Bindersbacher Ortsbeirates trug endlich Früchte: am 2. Mai 1928 befand sich der Autoweg, dessen Wegeführung im Wesentlichen der heutigen Kurhausstraße entsprach, im Bau.

Ende Juni 1928 begutachtete Ortsbürgermeister Josef Seiter mit seinen Gemeinderatsmitgliedern die fertige neue Autostraße.

Im August 1952 wurde das "Ludwigshafener Erholungsheim" in "Kurhaus Trifels" umbenannt. Als Ende der 1950er Jahre die Bindersbacher Straßen ihren Namen erhielten lag es auf der Hand, dass die 1928 gebaute Autostraße zum Erholungsheim den Namen "Kurhausstraße" erhielt.

 


um 1914

 

 

Im Sommer 2008 wurde die Kurhausstraße

80 Jahre alt.

 

 

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