"PB"-Grenzsteine
in der Gemarkung Bindersbach

Bei einem Spaziergang im Bindersbacher Wald sind wir im Jahre 2004 auf einen Grenzstein mit der Gravierung „PB“ gestoßen. Seitdem suchen wir systematisch den Wald ab, ob noch mehr solche Grenzsteine in unserer Gemarkung vorhanden sind. Wir haben bis dato (Januar 2022) 25 solche Steine gefunden, fotografiert, mit Koordinaten kartografiert und archiviert.

Aber was bedeutet die Gravierung „PB“ eigentlich?
Gemäß unseren Recherchen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Buchstaben „PB“ für den Name "Philipp Breitling" stehen.
Es handelt sich um die "Breitlingsteine", wie diese im Volksmund genannt wurden/werden

Philipp Breitling wurde am 20.01.1718 geboren. Er war Bäcker in Annweiler. Seine Familie stammt aus Heiligkreuzsteinach. Am 21.10.1746 heiratete er Justine Barbara Raquet aus Annweiler und sie bekamen sechs Kinder (www.doersam.name/andorama/FBXSt.htm X-Steinacher(08 VI). Er war Eigentümer des Hauses Nr. 7 in Bindersbach (Bindersbacher Schultagebuch Seite 100a). Breitling war der Meistbegüterte im Ort. (LA Speyer C47,7, Bindersbach 1306 - 2006 Seite 59)

Das kleine Hof Bintersbach wurde 1521 von den Herren von Steinbach an die Löwenstein-Scharfenecker verkauft, die ihn später an den zweibrückischen Kanzler Stieber weiter in Lehen gaben.

Die Gemarkung des Gemeindewaldes wurde 1604 mit 47 Grenzsteinen ausgesteint. (Bindersbach 1306 - 2006 Seite 62/STAWT-R78, 733a). Die Burgruinen Anebos und Scharfenberg, der Windhof, die Ahlmühle und ein Teil des Förlenberges gehörten zur Gemarkung "Binderspach" (Karte von 1604, Landesarchiv Speyer Nr. 5135/IV/31 und 5136/IV/31)

Während und nach dem 30jährigen Krieg (1618 - 1648) war Bintersbach unbewohnt.
Im Jahr 1622 annektierte (*1) der Herzog von Pfalz-Zweibrücken in Abwesenheit der Löwensteiner einfach die Gebiete Ahlmühle, Förlenberg, Windhof, Burgruine Anebos und Scharfenberg zu Gunsten der Gemeinde Leinsweiler. (Bindersbach 1306 - 2006 Seite 62/STAWT-R78, 733a, Q, 25)

Nach dem 30jährigen Krieg war Pintersbach bis zum Jahre 1709 herrenlos.
Die Grafen von Löwenstein-Wertheim nahmen das als vakant angesehene Dorf wieder in ihren Besitz. (Bindersbach 1306 - 2006 Seite 30/LA Speyer C47,2d )

Am 27. November 1748 wurde der Kauf des Campanischen Gutes in Binderspach durch den Mennoniten Christian Hauter beurkundet. (Albersweiler Chronik von K. Hamm Seite 72/StASp Brp. 651)

Der alte Hubhof wurde 1762 in Erbbestand gegeben und von der Mennonitenfamilie Nafzinger gekauft. (Bindersbach 1306 -2006 Seite 51 / LA Speyer C47,2d)


 

Einer anderen Quelle ist ergänzend
- jedoch datenmäßig teilweise widersprüchlich - Folgendes zu entnehmen:

Im Jahre 1709 haben die Grafen zu Löwenstein den Hof zu Binderspach wieder als ihr Lehen zurückgenommen. Es folgten häufige Beständerwechsel.

29. August 1747 : Ein von den Franzosen an den Binderspacher Hof gesetzter Vogt namens Campanas ließ einige Hütten bauen und so entstand etwas wie ein kleines Dörflein. (LBZ RhlP, Speyer Z187/G 1954, 261, Rheinpfalz Bergzabern Nr. 261 Albert Lenhart)

27. November 1748 kaufte die Mennonitenfamilie Christian Hauter das Hofgut. (Albersweiler Chronik v. K. Hamm Seite 72 / StASp Brp. 651)

10. Dezember 1749 erwarb Christian Nafzinger das Hofgut Binderspach für 2768 Gulden.
Der Hof hatte so gut wie nie einen richtigen Herrn. Es waren meist Beständer, die den Hof zu ihren eigenen Gunsten bewirtschafteten. So war es auch für den Besitzer Nafzinger nicht einfach den Hof weiterzuverkaufen. Zu dieser Zeit waren eigentlich nur die Wiedertäufer finanzkräftig genug einen Hof bezahlen zu können. Außerdem waren Veräußerungen an Auswärtige seit dem 15. März 1756 verboten. LBZ RhlP, Speyer Nr. L 187/G 1954 64 19-3 > in Rheinpfalz, Bergzabern Nr. 64 vom 17.03.1955, Albert Lenhart *2


 

Am 6. November 1762 kaufte ein "ehrsamer Bürger und Bäckermeister aus Annweiler", Philipp Breitling, das Hofgut (ein gutes Drittel der Ortsgemarkung) für 2400 Gulden plus 100 Gulden Trinkgeld. (LBZ RhlP, Speyer L 187/G 1955, 64 (19-3) und Die Rheinpfalz vom 17.03.1955).
Am 1. Dezember 1762 genehmigte die löwensteinisch-wertheimische Regierung den Kauf.
Breitling musste beschwören, das Gut nicht zu Annweiler zu schlagen und die geltende Forstordnung zu beachten. Er galt als tüchtiger Herr. Seine Energie übertrug sich auf sein Gesinde und die Zahl der Dorfbewohner nahm zu. Er verwandelte das gesamte Gut zu dem bezaubernden Bild eines neugeformten Herrenhofes. (LBZ RhlP, Speyer L 187/G 1955, 64 (19-3) und Die Rheinpfalz vom 17.03.1955)

1777 fanden es die bei der Flurbegehung anwesenden Herren für schicklich, die zur Absteinung der Gemeindeflur verwendeten Grenzsteine mit einem unerlässlichen „P.B.“ (Philipp Breitling) zu versehen. Die Buchstaben verwiesen darauf, dass es sich nur um einen Besitzer des Hofgutes handelte (LBZ RhlP, Speyer L 187/G 1955, 64 (19-3) Die Rheinpfalz vom 17.03.1955)

Breitling starb früh und die gedeihliche Aufwärtsentwicklung wurde jäh unterbrochen. Die beiden erbberechtigten Söhne Stephan und Philipp fühlten sich dem Hof nicht verpflichtet.
So wurde der junge Thomas Seyfried am 23. Januar 1786 als Hofbeständer vertraglich durch den "lehen- und verlehen-accord" benannt. Die jährliche Pacht betrug 120 Gulden. Er sollte u. a. soviel Vieh halten als zur Düngung nötig war (LBZ RhlP, Speyer L 187/G 1955, 64 (19-3) Die Rheinpfalz von 17.03.1955)

1788 wurde der Breitlingsche Besitz (124 Morgen, 2 Viertel und 112/4 Ruthen) an die Gemeinde verkauft, die ihn in Loose aufteilte und an 15 verschiedene Gemeindemitglieder- in actis benannt - weiterveräußerte:
Thomas Seyfried, Josef Keller, Philipp Seyfried, Georg Kuntz, Johannes Kuntz, Jakob Maierhöfer, Michael Lambertus, Baltasar Kuntz, Moriz Emler, Christian Emler, Franz Vogt, Franz Josef Frühblatt, Adam Seifried, Jakob Schneider, Franziska Hochreiterin verw. Emler.
Jeder erhielt ein Loos (Anteil), Adam Seifried zwei, Jakob Schneider und Franziska Hochreiterin zusammen eins.
Zur Bezahlung nahmen sie bei Apotheker Pauli in Landau ein Darlehen von 4300 Gulden auf.

Am 10. September 1788 fanden sich sämtliche Gutsteilnehmer, ihre Ehefrauen und Bürger auf dem fürstlich löwensteinischen Amt zu „Schuldgeständnis und Pfandverlegung“ ein.
Die gesamte Verkaufssumme betrug 4200 fl. (= Gulden) plus 66 fl. Trinkgeld.
Um die Kosten zu verringern, wurden die zum Gut gehörigen Waldungen alle abgeholzt und der Ertrag zur Rückzahlung des Darlehens verwendet.
Die Versteigerung des Holzes am 23. April 1789 erbrachte mehr als 1000 Gulden.

Durch die Gutsverteilung war für die arme Binderspacher Bevölkerung (21 Familien, ca. 90 Menschen) jedoch etwas Unvermeidliches und Notwendendes geschehen. Die gesamte Gemarkung war nunmehr Gemeinbesitz, was in den beginnenden Revolutionswirren recht tröstlich war. Freilich war aber auch die über 200 Jahre währende Tradition des Binderspacher Hofes für immer erloschen; die Scharfenberger und die Löwensteiner waren nur noch Erinnerung, die Zehntscheuer verfiel. (LBZ RhlP, Speyer Z187/6 1954/Lenhart, Wasgaubote Nr. 30 von 27. Juli 1956)

 

Anmerkungen:

*1 - ein Gebiet annektierten (= gewaltsam und widerrechtlich in Besitz nehmen):
Mehrere Einsprüche der Gemeinde Bindersbach - letztmals im Jahre 1803 von Adam Seyfried - an den französischen Präfekten in Mainz blieben erfolglos. Die Behörden beließen es bei dem bestehenden Zustand:
Das 1622 annektierte Gebiet Ahlmühle, Förlenberg, Windhof mit Burgruine Anebos und Scharfenberg blieb und bleibt Eigentum von Leinsweiler. Bindersbach erhielt seinen Wald und die Burgen nie zurück. (Bindersbach 1306 -2006 Seite 65/LA Speyer G 7, 151 )

*2 - Albert Lenhart, Volksschullehrer zu Bindersbach,
wurde vom Staatsarchiv in Speyer und dem Landratsamt Bergzabern als Archivpfleger für den Kanton Annweiler bestellt. (Wasgaubote Nr. 2 vom 16. Januar 1953)

 

 


PB 1 - Brementeich
Dezember 2015 - März 2020



PB 2 - Am Hambacher Berg
März 2019 Stein noch stehend - März 2020 Stein umgefallen



PB 3 - Auf den Hohlen
März 2008



PB 4 - Auf den Hohlen
März 2008 - März 2020



PB 5 - Auf dem Windhof
März 2020



PB 6 - Auf dem Windhof
November 2014 - März 2020



PB 7 - Eschenbacher Pfad
Februar 2009



PB 8 - Im Winkel
März 2020



PB 9 - Schlossteich
März 2020



PB 10 - Schlossteich
November 2004 - März 2020



PB 11 - Am Wellenberg
Februar 2009

November 2014 - Stein nicht mehr auffindbar

Dezember 2015 - Vergraben einer Zeitkapsel



PB 12 - Am Wellenberg
März 2020 - Februar 2009



PB 13 - Am Wellenberg
Februar 2009
Fundstück war senkrecht unmittelbar neben dem Stein eingegraben



PB 14 - Am Heidelbeerenberg
September 2008 - März 2020



PB 15 - Am Hambacher Berg
März 2009 - Stein liegend vorgefunden und aufgestellt

März 2020 - Stein wieder umgefallen



PB 16 - Stockäcker
März 2009



PB 17 - Auf den Hohlen
März 2009 - März 2020



PB 18 - Auf der Ebenung/Ewerling
September 2008



PB 19 - Auf der Ebenung
Oktober 2009 - Stein aufgestellt



PB 20 - Auf den Gehwies-Rödern
März 2020



PB 21 - Auf den Gehwies-Rödern
2014



PB 22 - ursprünglicher Standort: Im Winkel
Mai 2015



PB 23 - derzeit nicht lokalisierbar



PB 24 - Heidelbeerberg
18. November 2020



PB 25 - oberhalb Neuweg
11. Januar 2022

 

 

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