Grenzbegehung in Wort und Bild

 


Gemarkung Bindersbach 2006

 

Grenzbegehung der Gemarkung Bindersbach am 25. November 2006

Die Grenzbegehung beginnt an diesem Samstag um 11 Uhr an der K3, am Dorfeingang von Bindersbach.

Am Anfang einer Sandsteinmauer, zwischen zwei Maschendrahtzäunen, beginnt die Begehung nach Osten in Richtung „Schlossäcker“. Die Gemarkungsgrenze führt entlang der Süd-Seite des Zaunes, überquert die Wiese bis zum Anfang des Haag-Grabens. An der Böschung geht es einige Schritte nach Süden. Dort befindet sich (vermutlich) der erste, auffindbare Grenzstein KW157 für die Bindersbacher Gemarkung. Die Grenzsteine KW158 (umgekippt) und KW159, die in nördlicher Richtung stehen, gehören nicht zu unserer Gemarkung. Ab KW157 ist die Grenze von Bindersbach identisch mit der Grenze des Königlichen Waldes. Wir gehen nun quer durch den Wald steil aufwärts. Unterhalb des Wasserbehälters stoßen wir auf den Grenzstein KW156, der dem Stein N49 gemäß der Begehung von 1777 entspricht, und noch dicht neben dem neuen Stein steht. Bergaufwärts finden wir den Grenzstein KW155 oberhalb des geschotterten Fahrweges, genannt „Neuweg“. Auch neben dem Grenzstein KW154 befindet sich noch ein alter Stein, der wahrscheinlich N48 (1777) ist. Kaum noch aus dem Waldboden heraus ragt der Grenzstein KW153. Unterhalb des Parkplatzes Schlossäcker stoßen wir auf die noch sehr gut erhaltenen Grenzsteine KW152 und N47 (vgl. dazu beiliegende Beschreibung von 1777). Der Grenzstein am Parkplatzrand Schlossäcker KW151 ist nicht mehr vorhanden. Den steilen Anstieg haben wir nun hinter uns.

Von hier aus laufen wir flach gen Süden, der Trifelsstraße entlang. Die folgenden Grenzsteine sind während des Baus der Trifelsstraße (1936 – 1937) wohl neu, verdreht, gesetzt worden. Die KW-Gravur zeigt bei den Grenzsteinen KW150, KW147, KW144 und KW143 in Richtung der Bindersbacher Gemarkung. KW142 zeigt sogar eine senkrechte Richtung zu den beiden Grenzen an. Grenzstein KW137 ist nicht mehr auffindbar. Hier verläuft die Grenze des Königlichen Waldes, gemäß der Grenzsteine KW136, KW135 usw., wieder außerhalb der Gemarkungsgrenze Bindersbach. Am Schnittpunkt der Trifelsstraße, hinter dem Findling mit der Aufschrift „Windhof“, befindet sich der Gemarkungs-Erinnerungsgrenzstein von „IAKOB HELFRICH – 1726“. Die Bindersbacher Gemarkungsgrenze verläuft dann schräg über die Straße.

Wir marschieren weiter den Hohlweg hinunter Richtung „Glockenwiese“ Leinsweiler. Ungefähr 4 Meter rechts des Wegrandes finden wir zwei Grenzsteine mit einem B (Bindersbach) und einem L (Leinsweiler). An der Weggabelung nach Leinsweiler stehen mehrere Grenzsteine. Ein leicht gekippter Stein weist die Buchstaben L und B auf. Ab hier geht es in südwestliche Richtung zum „Korneck“. Nach etwa 10 Schritten stehen zwei Grenzsteine, jeder mit der Bezeichnung RB (Rodenburger-Bann 1604, Rothenberger-Bann 1790) und GW (Geraidewald), dicht nebeneinander. Auf dem westlichen Stein ist zusätzlich auf der Bindersbacher Seite  das B eingemeißelt und auf der Westseite des Steines N1. Etwas weiter nach Süd-Westen befindet sich ein Stein mit einem abgerundeten Kopf. Nach ein paar Metern kreuzen wir die frühere „Hohe Straße“, die nicht mehr benutzt wird. Auf der Böschung liegt der Dreimärker Rohrbach (Waldrohrbach) - Ilbesheim – Bindersbach. Der Kopf dieses Steines ist stark beschädigt (gemäß der Grenzbegehung von 1604 ist dies der 19te Stein). Nahezu ebenerdig geht es weiter eine Böschung entlang in nördliche Richtung. Im Bereich eines früheren Weges liegt ein Stein mit den Buchstaben B und R (Waldrohrbach). Der folgende Grenzstein mit der Ziffer 14 ist abgebrochen. Einer alten Trockenmauer folgen wir und kreuzen schließlich den Cramer-Pfad (Windhof – Madenburg). Hier finden wir, nur einige Meter von der Trifelsstraße entfernt, im Wald den im Extractus von 1778 (Begehung 1604) erwähnten 20ten Stein, welcher die Nummer 15 trägt. Damals wurde sein Standort beschrieben „... in dem Geweyhten in der Mauer“.

Von hier aus wandern wir in südwestlicher Richtung entlang der Trifelsstraße, wo wir die Grenzsteine 16, 17 und 18 finden. An der Böschung, direkt am Rande der Trifelsstraße, passieren wir einen abgerundeten Grenzstein mit den Buchstaben R und B. Ungefähr 100 Meter weiter überqueren wir die Trifelsstraße. Die Bindersbacher Grenze verläuft am Böschungsfuß. Hier finden wir einen Stein mit der Gravierung P B, deren Bedeutung unbekannt ist. Der nächste Stein trägt weder Buchstaben noch Nummer. Wo der Böschungsfuß an einen alten Hohlweg stößt müsste sich ein Grenzstein verstecken, der aber wegen Baumbewuchs nicht auffindbar ist.

Rechtwinklig nach Süden steht Grenzstein KW25. Im spitzen Winkel geht es auf einem alten, nicht mehr benutzten Waldweg, weiter nach Nord-West. Der Grenzstein KW24 ist in der Mitte durchgebrochen. Auf der geraden Verlängerungslinie finden wir Grenzstein KW23 und KW22. Bei Grenzstein KW21 sind wir auf dem Pfad, der nach Bindersbach führt. Der Weg begleitet die Gemarkungsgrenze jetzt ziemlich parallel zur Trifelsstraße. Drei Meter östlich des Grenzsteines KW20 befindet sich ein weiterer Stein mit den Buchstaben P B. Auf der Talseite den Weg entlang stehen die Grenzsteine KW19, KW18 und KW17. Beim umgekippten Grenzstein KW16 schneidet die Grenze den Waldweg im rechten Winkel. Auf der Bergseite finden wir die Grenzsteine KW15 und KW14. Und wiederum schneidet die Grenze den Fahrweg, so dass die Grenzsteine KW13, KW12, KW11, KW10 und 9a (Stein selbst ohne Nummer) auf der Talseite zu finden sind. Beim Stein 9a führt die Gemarkungsgrenze wieder senkrecht über den Fahrweg zum Grenzstein KW9 auf der Böschungsseite.   Weiterhin sind hier vorhanden Grenzstein KW8 und KW7. Und nochmals geht die Grenze über den Weg zum Grenzstein KW6. Der Stein KW5 wurde umgelegt. Die Nummerierung KW4, KW3, KW2 und KW1 setzt sich fort nach Süd-Westen in Richtung Trifelsstraße. Diese Grenzsteine sind für die Bindersbacher Gemarkung nicht von Bedeutung, da die Gemarkungsgrenze ab KW5 durch den Wald (durch einen Teil des ehemaligen Botanischen Gartens des Ludwigshafener Erholungsheimes von 1914) bis zum Dreimärker Rohrbach-Annweiler-Bindersbach geht.

Dieser Dreimärker (1604: 1.ten Stein als „Stüßßling“ ? bezeichnet) wurde markiert mit 56 und zweimal dem A für Annweiler. Im spitzen Winkel nach Nord-Osten folgt ein Grenzstein mit 57 und Buchstabe A. Grenzstein 58 links des Weges ist nicht mehr vorhanden. Die Gravierungen auf dem Grenzstein 59 sind gut sichtbar: N58, A und Bayer. Wecke (Rauten-Wappen). Zwischen dem Grenzstein 60 und 61 kreuzen wir einen Waldfahrweg. Nun geht es den Pfad entlang Richtung Bindersbach an 61 und 62, jeweils mit dem Buchstaben A gekennzeichnet, vorbei. Einige Meter weiter, rechts neben dem Pfad, stoßen wir dann auf zwei nahe nebeneinder stehende Grenzsteine. Der Grenzstein mit dem abgerundeten Kopf entspricht der heutigen Grenze. Auf dem Stein daneben ist die Kennzeichnung: 1777, Bayer. Wecke, N56 und A noch sehr gut erhalten. Dieser Stein gehört zum Grenzverlauf von 1604 (2.ten Stein) bzw. 1554. Damals ging die Grenze in gerader Linie bis Schlossäcker. Heute aber verlassen wir den Pfad und gehen entlang einer alten Trockenmauer in nord-östliche Richtung. Ab hier sind die Grenzsteine nicht mehr nummeriert. Nach ungefähr 130 Meter geht die Grenze rechtwinklig nach Nord-Westen und dann wieder nach Nord-Osten. Wir laufen der Oberkante Böschung entlang und an der „Sonnenbank-Anlage“ des Ludwigshafener Erholungsheimes aus dem Jahre 1911 vorbei, bis zum Zickzack-Weg, der nach Bindersbach führt. Wir gehen den Kamm hinunter Richtung „Landhaus Trifels“. Die Grenze teilt den „Jehle-Stein“ in zwei Gemarkungen. Oberhalb des alten Wasserreservoirs ragt ein weiterer Grenzstein gut sichtbar in den Wald hinein. Südlich des Landhaus Trifels wurde ein neuer Granitstein verlegt. In der Mauerecke an der Kurhausstraße wurde ebenfalls gleich neben dem alten Sandsteingrenzstein (womöglich  N51) ein neuer Granitstein gesetzt. Die Grenze verläuft dann ca. 20 Meter nach Süden, anschließend im spitzen Winkel nach Nord-Osten und quer durch das Clubhaus des „Tennisverein Rot-Weiß“.

Und so kehren wir zum Ausgangspunkt unserer Grenzbegehung der Bindersbacher Gemarkung an der K3 zurück.

gez. Brigitte und Gérard Salmon, Bindersbach

 

 

Fotos der Grenzbegehung

 

Samstag, 25. November 2006, 11 Uhr - Treffpunkt Ecke Kurhaus-/Anebosstraße: Gérard Salmon, Initiator und Organisator der Begehung, begrüßt die Bürgerinnen und Bürger, sowie die Gäste und Referenten. Dann machen sich 43 Interessierte auf den Weg zur ersten Grenzbegehung seit 1604

Kleine Statistik:
An dieser Grenzbegehung nahmen teil: 11 Frauen, 32 Männer und ein Hund
25 Teilnehmer sind Bindersbacher Bürger, aus Annweiler begleiteten uns 12 Gäste.
Interessierte Teilnehmer kamen außerdem aus Wernersberg, Queichhambach, Albersweiler, Landau und Mühlhofen.
Die jüngste Grenzbegeherin war 11 Jahre alt, die ältesteten Begeher bereits über 80 Jahre.


Grenzstein KW156 - Archivar Rolf Übel spricht über den früheren Landauer Spitalwald


Jochen Braselmann erzählt über die Baukonstruktion und die Ausgrabungen auf Burg Anebos


Siegfried Vater berichtet Interessantes über den "Windhof"


Pfälzer Brotzeit in der Nähe des Windhofes
Frische Luft und Bewegung machen hungrig und durstig


Es hat geschmeckt:
4,5 kg Brot (= ca. 140 Scheiben),
4 kg Hausmacher (Schwartemagen, Leber- und Blutwurst),
12 Liter Wein und
1,5 Liter Schnaps


Gérard Salmon ist in Gedanken wohl schon beim nächsten Grenzstein!?
Er erzählt von unserer Grenzsteinsuche
und erklärt die verschiedenen Gravierungen auf den 76 gefundenen Steinen.


Siegfried Vater, Spezialgebiet Flurnamen, erklärt die Herkunft des Begriffes "Am Korneck".
Pressevertreter Peter Pohlit lauscht aufmerksam und speichert die gesamte Grenzbegehung
sowohl im Kopf als auch im Notizbuch.


Rudolf Wild
(links mit grüner Mütze), unser Fachmann für Kleindenkmäler,
vergleicht zur Sicherheit auch noch mit seinen Unterlagen.


Der umgefallene Grenzstein KW15 wird mit vereinten Kräften wieder auf die Füße gestellt.


Abstecher in die Gemarkung Waldrohrbach.
Hier befindet sich der ehemalige waldbotanische Garten der Stadt Ludwigshafen,
wo um 1914 dieser Mammutbaum (auch Boxer-Baum genannt)gepflanzt wurde.


Vermessungsingenieur im Ruhestand, Hans Wadlinger
(links, mit lila Schirmmütze) kann die Richtigkeit des Grenzverlaufes an Hand von Plänen aus dem Jahre 1880 nachweisen.

Gérard Salmon bedankt sich um 15:30 Uhr am Kurhaus (Landhaus Tifels) bei den Teilnehmern der Grenzbegehung. Jeder erhielt von uns kostenlos eine kleine Broschüre mit Informationen, Zeichnungen und Plänen zu dieser Grenzbegehung. Wir haben uns sehr gefreut über die rege Teilnahme und sagen Dankeschön.

 

Der unterhaltsam geschriebene Zeitungsartikel von Peter Pohlit erschien in "Die Rheinpfalz" Nr. 283 - Marktplatz Regional - am Mittwoch 6. Dezember 2006 unter dem Titel "Gemarkungsgrenzen der Jugend eingebläut"

 

 

Nachtrag vom 4. Juli 2007:


Foto Hilda Nighswander, California

Ein Foto aus dem Jahre 1960 beweist, dass am Ortseingang von Bindersbach ebenfalls ein Grenzstein gestanden hat. Nach Aussagen älterer Bindersbacher Einwohner befand sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein weiterer Grenzstein.

 

 

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