Foto Rudolf Wild - 2003
Kreuz
auf dem Friedhof in der Gemarkung Bindersbach
Foto Rudolf Wild - 2003
Die Quellenlage zum Bindersbacher Friedhofskreuz ist mehr als spärlich. Umso wertvoller ist ein Bericht von Bruno Oehl (†), Stein-Restaurator aus Wernersberg. Er hatte sich auf das Restaurieren von Weg- und Friedhofskreuzen spezialisiert.
Auszüge aus seiner Dokumentation:
Farbigkeit an Wegkreuzen von Bruno Oehl
Heimat-Jahrbuch 2002, Landkreis Südliche Weinstraße, Seite 85
„… Im süd- und südwestpfälzischen Raum habe ich einen Kreuztyp gefunden, welcher wohl der naiven Kunst zugeordnet werden kann und das Werk eines bisher unbekannten Künstlers oder eines Handwerkers aus dem Raume Annweiler oder dem Luger Tal ist. Er verwendete bei seinen Denkmalen nämlich überall den dunkelroten Sandstein dieser Region ...
Dieser Künstler lebte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Anhand der Existenz von wenigstens neun Weg- und Friedhofskreuzen habe ich festgestellt, dass sich sein Betätigungsfeld im näheren bis weiteren Umkreis befand ...
Die Kreuze ähneln sich allesamt sehr in ihrem technischen Aufbau, ihrer Form, ihrer Formensprache sowie in ihrer künstlerischen Ausführung. Das Kreuz erwächst bei den Werken des genannten Künstlers meist aus einem kubischen, dreiteiligen Sockel, der immer flächig und nie gerundet ist und der auf einer einfachen, flachen, quadratischen Basis sitzt. Er trägt eine ebenso geformte Abdeckplatte, welche nach oben hin nur ausnahmsweise schräg zum Schaft hin zuläuft. Auf einem meist würfelförmigen Sockel, mit daraus erwachsendem unteren Schaftteil steht das monolithische Kreuz, welches also immer aus einem einzigen Stein gearbeitet ist, d. h. der Christuskörper sowie der Querbalken mit senkrechtem Kreuzbalken, sind durchweg an allen neun Kreuzen ursprünglich aus einem einzigen Stein herausgearbeitet worden ...
Das Kreuzstammkopfstück mit dem „INRI“-Schild ist aufgesetzt. Die beiden Schaftteile der Kreuze sind regelmäßig mittels Eisenbänder sowie durch geschmiedete und mit Gewinde versehenen Eisenschrauben verbunden, welche mit vierkantigen Eisenmuttern zusammengeschraubt sind ...
Die Kreuze bestehen durchweg aus einem tonig gebundenen Sandstein, der gerne aufspaltet und aufschiefert. Er macht daher bereits bei der Herstellung des Denkmals Schutzmaßnahmen an der Oberfläche erforderlich ...
… Man muss aber beachten, dass ein solches Kreuz ein Kunstwerk aus vergangener Zeit ist, an dessen Erhaltung für die Allgemeinheit ein großes Interesse besteht, welches wir erleben können und welches auch noch die nach uns kommenden Generationen erleben sollen ... Denn schließlich ist solch ein Denkmal eine Urkunde der Geschichte ...“
Da das genaue Datum der Kreuzaufstellung nicht bekannt ist,
nehme ich den Trauermonat November 2014 zum Anlass,
dem 170. Jahrestag unseres Friedhofkruzifix' zu gedenken.
ERRICHTET ZUR EHRE GOTTES 1843
Im Jahre 2006 brach das Kreuz zusammen und wurde vom Friedhof entfernt.
Den 170. Geburtstag feiern der Kreuz-Sockel und die Kreuz-Fragmente getrennt -
auf dem Friedhof Bindersbach und im Bauhof Annweiler
Restaurierung und Wiederaufstellung
Dieses Bild zeigt das Kreuz im Mai 2006.
Kurze Zeit später fiel es aus ungeklärten Gründen um und zerbrach.
Kreuzinschrift: "ERRICHTET ZUR EHRE GOTTES 1843"
2012
Der Sandsteinsockel mit dem Rest des abgebrochenen Schaftteils
stand zehn Jahre lang als stummer Zeuge für ein fehlendes Kreuz auf unserem Friedhof.
Oktober 2014
1. November 2014
7. November 2014
Die Fragmente haben einen langen, bewegten „Kreuzweg“ hinter sich.
2009 - in der Werkstatt von Steinmetzmeister Friedrich Schlicher, Annweiler am Trifels
2013 - im städtischen Bauhof Annweiler am Trifels
Der Sockel feierte 2013 seinen 170. Einsegnungstag verlassen auf dem Bindersbacher Friedhof während die zahlreichen Bruchteile des Kreuzes auf dem Boden im städtischen Bauhof lagerten.
Im August 2014 wandte ich mich schriftlich an Ortsvorsteher Dieter Götten, mit der Bitte, sich mit der Kreuz-Situation zu befassen und eine annehmbare Lösung anzustreben. Im November des gleichen Jahres erfolgte ein Spendenaufruf zur Restaurierung des Kreuzes.
Gestaltung des Platzes zur Aufnahme des restaurierten Kruzifix
8. September 2015
Am früheren Tennisplatz (Markwardanlage) wird vom Brauchtumverein die alte Sandsteinmauer abgetragen.
Die Steine werden als Stützmauer auf unserem Friedhof neu aufgemauert.
Auf dem Podest davor wird dann das restaurierte Kreuz seinen Platz finden.
12. September 2015
Ortsbeirat, Brauchtumverein und Polier in Rente, Karl-Heinz Walther, arbeiten Hand in Hand.
Ganz deutlich ist die Form der Stützmauer nun schon zu erkennen
22. September 2015
Die Arbeiten auf dem Friedhof schreiten zügig voran.
Der Platz für das restaurierte Kreuz zeigt bereits seine Gestalt.
Davon konnte sich heute auch Steinmetzmeister Schlicher überzeugen.
29. September 2015
professionelle Arbeit
ein Dankeschön an alle ehrenamtlichen Helfer
1. November 2015
Der Platz zur Aufnahme des restaurierten Kreuzes ist fertig
2016 - Steinmetzmeister Friedrich Schlicher bei der Arbeit
Chronik
Zur Feier der Einsegnung des restaurierten Kreuzes habe ich eine Chronik über Friedhof und Kreuz zusammengestellt. Wenn auch bei der Recherche viele Spuren im Sand verliefen und manche Frage nicht geklärt werden konnte, so hat es sich – meiner Meinung nach – doch gelohnt.
14. Juni 2016
1.750 Blätter wurden zu 70 Chroniken gebunden
21. Juni 2016
Es ist so weit!
Wiederaufstellung des Friedhof-Kreuzes
Steinmetzmeister Friedrich Schlicher verbindet Sockel und Schaft
das dritte Teilstück: das Kruzifix aus dem Jahre 1843
11:31 Uhr
ein denkwürdiger Tag für Bindersbach
Dankeschön Steinmetz-Team Schlicher/Künkele
Auf dem Friedhof und in der Trauerhalle herrscht heute reges Leben:
die Einweihungsfeier soll schließlich in einem würdigen Rahmen stattfinden
Klar, was es da um 11:31 Uhr zu sehen gibt!
24. Juni
Die Ausstellung zur Einweihung unseres Friedhof-Kreuzes ist fertig.
Eröffnung am Sonntag, 26. Juni, nach der offiziellen Feier auf dem Friedhof.
26. Juni 2016
Einweihung unseres - nach 10 Jahren - restaurierten Friedhof-Kreuzes
Diakon Feurich von der kath. Pfarrei Hl. Elisabeth, Annweiler am Trifels, nimmt die Einsegnung vor
und der gemischte Chor des Liederkranz Bindersbach, unter Leitung von Andrea Serr, gestaltet den musikalischen Rahmen.
Die Ansprache hält Ortsvorsteher Dieter Götten.
Im Anschluss lädt der Bindersbacher Brauchtum e. V. zu einem Stehempfang im Dorfgemeinschaftshaus ein.
Bei dieser Gelegenheit wird auch die von Brigitte Salmon zusammengestellte Fotoausstellung
über den Friedhof und das Kreuz eröffnet.
Darüber hinaus liegt für historisch Interessierte die von Brigitte Salmon geschriebene Friedhofs-Chronik bereit.
Zeichnung Gérard Salmon
gemischter Chor des Gesangverein Liederkranz
sogar der Himmel strahlte vor lauter Freude
Ortsvorsteher Dieter Götten bei seiner Ansprache
Grußworte von Stadtbürgermeister Thomas Wollenweber
Steinmetzmeister Friedrich Schlicher
Grußworte von Verbandsgemeindebürgermeister Kurt Wagenführer
"Hommage an das Kreuz" - Vorsitzende des Frauenchors Liederkranz, Roswitha Müller
Pfarrer Reinhard von der prot. Kirchengemeinde - Diakon Feurich von der kath. Kirchengemeinde
Einsegnung des restaurierten Kreuzes von Diakon Feurich um 12:10 Uhr
Bindersbacher Brauchtumverein lädt ein zum Stehempfang im Dorfgemeinschaftshaus
Friedrich Schlicher - Brigitte Salmon
Brigitte Salmon eröffnet ihre Fotoausstellung "Friedhof in der Gemeinde Bindersbach"
Eintrag in das Gästebuch
Vielen Dank für die vielen Fotos von der Einweihungsfeier, Daniela Salmon
Videoclip: Einweihung des restaurierten Friedhofkreuzes
Vielen Dank Sylvie Salmon
6. September 2016
Sitzung des Ortsbeirates
zu Punkt 3 des öffentlichen Teils: Abrechnung Friedhofskreuz
Spenden insgesamt 7.876,00 Euro
Gesamtkosten für die Restaurierung, Aufstellplatz und Einweihung 7.828,00 Euro
Der Überschuss von rund 40,00 Euro wird für Pflanzen/Blumen auf dem Friedhof verwendet werden.
2016
Juni 2020